Um 7:30 Uhr bringt das Taxi mich zum Busbahnhof. Der Himmel ist blau und einige Wolken bringen Farbe ins Spiel. Ich habe alles angezogen was nur möglich ist, Leggins, Socken, lange Hose, Halstuch und zwei Pullover, als krönenden Abschluss den Anorak. Trotzdem ist mir kalt. Das wird erst später besser, als die liebe Sonne mit all ihrer Kraft auf meinen Fenstersitz scheint.
Der Bus ist voll. Diesmal halten sich Backpacker und Einheimische die Waage. Alle Welt scheint unterwegs zu sein nach Copacabana!
Die Fahrt ist wunderschön. Fast immer ist der Titicacasee im Blickfeld. Das heißt, außer mir scheint keiner sich für die Aussicht zu interessieren. Ich bin hier im Schlaf- und Schlummerabteil gelandet!
Allgemeines Erwachen beginnt mit den Worten "Amigos". Unser Fahrer hält an, um uns Informationen zu geben. Jeder soll seine Ein- und Ausreiseformulare noch einmal kontrollieren, jeder soll auf die Toilette gehen, weil die, die sich im Bus befindet, nicht benutzt werden darf. Also, es gibt jetzt eine 10 minütige Pause und dann geht es zur Grenze.
Lachst dich schlapp, wir steigen nach der Pause wieder ein und der Busfahrer erwischt gerade einen Backpacker, der es wagen will aufs Klo zu gehen. "Amigo, .......".
An der Grenze geht alles ziemlich flott. Nach einer Stunde sind wir in Bolivien und können die Reise fortsetzen.
Weder die Landschaft noch das Aussehen der Bewohner ändert sich. Die älteren Frauen tragen alle die für die Anden typische Tracht: Viele Röcke übereinander, ein wollener Schal über den Schultern, das Gepäck oder ein Kind befinden sich in einem leuchtend bunten Tuch auf dem Rücken. An den Beinen trägt frau selbstgestrickte, mit Mustern versehene Kniestrümpfe - weiter kann ich nicht sehen - und an den Füssen gerne leichte Ballerinas. Das Ganze wird getopped durch den kleinen schwarzen Bowlerhut, an dessen einer Seite ein kleines schmückendes Etwas baumelt.
Auf diesem Foto ist zu sehen, dass der Bowlerhut durchaus auch braun sein kann oder durch einen modische Strohhut ersetzt wird. Was auf jeden Fall nicht vergessen werden darf, sind die langen Zöpfe. Sie werden auf dem Rücken getragen. Damit sie nicht verrutschen können, habe ich eine Art Verbindungssteg gesehen. Die Enden der Zöpfe werden gerne mit Bommeln betont. Die Herren der Schöpfung sehen aus, wie alle fast auf der Welt so aussehen. Eine Kappe, Jeans, Jacke oder Pullover, fertig ist der Mann von Welt!
Fischzucht wird hier in großem Umfang betrieben.
Und dann kommt Copacabana. Wir müssen alle aussteigen. Die Busfahrt ist beendet. Jeder fischt sein Gepäck aus dem Laderaum. Meine Tasche sieht aus, als hätte sie die Fahrt durch den Staub gemacht! Macht nichts, die Hauptsache ist, dass ich meinen nächsten Bus finde, für den ich einen Voucher habe. Ich finde ihn. Eine ganze Reihe gleich aussehender Busse wird durch lautes Geschrei beworben: "La Paz -Paz - Paz- La Paz - Paz -Paz" Ist ein Bus voll, macht er Platz für den Nächsten.
Ich habe Copacabana als nettes kleines Städtchen am See in Erinnerung. Heini und ich hatten damals ein zauberhaftes Hotel erwischt. Ich werde nie unseren Ausflug auf die Isla del Sol vergessen! Und was ist aus dem verträumten Ort geworden? Auf jeden Fall etwas, wohin mich freiwillig keine zehn Pferde ziehen könnten. Ich bin sehr froh, dass ich schon aus sentimentalen Gründen auf einen Aufenthalt verzichtet habe. Meine Enttäuschung wäre groß gewesen.
Ein besonderes Highlight hat der neue Streckenabschnitt zu bieten. Bus und Passagiere müssen über eine Seeenge. Die Passagiere klettern an Bord von kleinen Booten und die Fahrzeuge kommen auf eine Art schwimmender Stahlplatte.
Das Anlegemanöver dauert! In diesem Fall muss unser Bus warten, bis die nächste Anlegemöglichkeit frei wird. Einer zieht an eine Kette, oder stokert mit einem Holzspieß solange, bis alles passt und das jeweilige Fahrzeug von Bord kann. Dieses Übersetzen ist für beide Orte eine sichere Geldquelle. Der Transport bringt Geld und außerdem reiht sich Stand an Stand.
Für eine ganze Weile begleitet uns noch - mir zur Freude - der Titicacasee.
Ich habe nirgendwo auf der Strecke Slums gesehen, wohl aber eine unglaubliche Zahl von Neubaugebieten. Offensichtlich hat Evo Morales etwas richtig gemacht, obwohl eine wohlhabende Bolivianerin, die ich in Lima getroffen habe meinte, es gäbe zu viel Korruption.
Irgendwann sind alle Straßenbaustellen mit ihren anstrengenden über Stock und Stein führenden Umleitungen hinter uns, und wir kommen im oberen Teil von La Paz an. Hier, auf dieser Brücke, verläßt uns die Hälfte der Passagiere. Wir anderen fahren nach unten, Richtung Zentrum.
Mein Taxifahrer möchte zwar 20 Boliviar, die ich nicht habe, aber er ist auch zufrieden mit meinem letzten Zwanziger aus Peru. Und so ziehe ich schlapp aber zufrieden in meine Unterkunft für heute Nacht: Hostal Sol Andino.
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