Ich habe schon seit ein paar Reisen den Wunsch, mir Brasilia anzuschauen. Eine Stadt, die nicht entsteht weil sich zwei Handelsstraßen kreuzen, ein Fluss gerade an der Stelle zu überqueren ist, oder ein Berg etwa der Ansiedlung Schutz bietet, sondern geplant wird nach einem Beschluss, gefällt im Jahr 1891. Damals wurde in der Verfassung verankert, dass Brasilien eine neue Hauptstadt bekommen soll. Sie soll im Zentrum des riesigen Landes liegen. Eine Komission findet die richtige Stelle. 1922 ist die Grundsteinlegung. Unter dem Präsidenten Vargas wird das Projekt vorangetrieben. Es dauert noch bis in die 50ger Jahre unter Präsident Kubitschek, dass der Bau beginnt. Vorher wird ein künstlicher See in Angriff genommen. Das Klima muss unbedingt verbessert werden. Es gibt nur Regen- oder Trockenzeit. 200 000 Menschen sollen hier leben und arbeiten können. 1960 kann die Regierung ihren neuen Sitz beziehen.
Verantwortlicher Stadtplaner ist Lucio Costa. Der Architekt Oskar Niemeyer trägt als Chef des staatlichen Bauamts die Verantwortung für Brasilia und die öffentlichen Gebäude. Der Landschaftsplaner Burle Marx ist an der Gestaltung der Parks und öffentlichen Anlagen beteiligt.
Der Pilot Plan sieht die Stadt in der Form eines Kreuzes - nicht wie die eines Flugzeugs.
Ich habe nicht vor, meine Erkenntnisse aus der Stadtrundfahrt hier zu wiederholen, aber die drei eindrucksvollsten Fotos möchte ich euch und mir nicht vorenthalten. Oskar Niemeyer hat unendlich viele Spuren in seinem Land hinterlassen. Einige habe ich schon vor Jahren begeistert angeschaut. Nun freue ich mich auf sein Hauptwerk Brasilia. Das CK Denkmal für den Präsidenten Kubitschek (1956 - 1961), der 1976 einen tötlichen Unfall hat - wobei man nicht sicher ist, ob es nicht ein Attentat war -, steht, wie alle wichtigen Gebäude, an der Hauptachse des Kreuzes.
Es ist ja allgemein bekannt, dass Oskar Niemeyer ein glühender Kommunist war. So wurde der Verdacht laut, dass er Präsident Kubitschek in der russischen Sichel verewigt hat. "Und", habe ich die Stadtführerin gefragt, "stimmt das?" Ihre Antwort: "Er hat es nie abgestritten." Niemeyer ist auch überzeugter Atheist. Seine Kathedrale hat mich zu Tränen gerührt.
Du kommst an den vier Aposteln vorbei, deine Schritte senken sich. Es wird für einen Moment dunkel wie in einem Keller und dann stehst du im Licht!
Mein Hotel in Brasilia hat 18 Etagen. Mein Bett steht in der 16. und mein Tisch in der 18. Etage. Das Frühstücksbuffet ist sehr gut besucht im Gegensatz zu meinem Dinner gestern Abend. Außer mir und zwei Obern ist niemand zu sehen. Zur Entspannung gönne ich mir einen Caipi - den ersten seit der Weihnachtsfeier in Manaus mit Melanie und Nicole!
Damit ihr zum Ende des Blogs über Brasilia etwas zum Grinsen habt, will ich euch von meinem Fahrstuhlabenteuer berichten. Meine Zimmernummer ist 1611. Vielleicht als Training, damit ich sie nicht vergesse, tippe ich die Nummer im Fahrstuhl ein. In der 11. Etage hält er plötzlich an. Ich stelle ihm noch einmal meine Zimmernummer zur Verfügung: 1 6 1 1. Das kann doch nicht so schwer sein. Er fährt nicht weiter. Ich stehe mit meinem Krempel in dem Fahrstuhl und nichts passiert. Aber wozu sind denn die Notknöpfe angebracht. Ich finde schon, dass ich mich in der 11. Etage mit einem Fahrstuhl, der sich nicht bewegt, in Not befinde. Ein sehr dezentes etwas heiseres Klingeln ist zu hören. Ich presse den Knopf länger. Kein Mensch kommt zu meiner Rettung. Dann fällt es mir ein: Du darfst nur 16 drücken, du dumme Nuss! Wer ist denn so blöd und tippt seine Zimmernummer im Fahrstuhl ein - außer mir. Na, fertig gelacht? Ich glaube, nur meine liebe Sabine mit ihrer Höhenangst wird mich verstehen.
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Meike (Mittwoch, 01 Februar 2017 11:18)
Dann ist es ja gut, dass Du daheim nur eine Etage ganz ohne Fahrstuhl hast!!!