Mein außergewöhnliches Weihnachten 2017

Meine zusätzliche Nacht an Bord verläuft ohne größere Zwischenfälle.

Einer der Männer, die Weihnachten richtig auf den Putz hauen wollen, fällt auf dem Nachbarschiff sturzbetrunken vom Stuhl. Er schläft weiter. Ein paar Minuten später kommt eine junge Frau, gießt die noch fast volle Buddel Schluck aus und lässt den Mann auf dem Boden liegen. Strafe muss sein.

 

Ich werde sehr früh wach, nehme meinen Rucksack mit dem Computer, - gut, dass ich den noch habe - und klettere unten über die Reling. Auf meinem Schiff schlafen noch alle.

Mein Ziel ist eine Polizeistation. Ich muss den Diebstahl melden und mich um Ersatzpapiere kümmern. Am Ausgang des Hafens frage ich den Sicherheitsbeamten nach einer  Polizeistation. Mein Versuch, mit Händen und Füssen den Diebstahl zu beschreiben, muss erfolgreich gewesen sein. Er meint, ich solle mich da vorne hinsetzen und die Polizei käme gleich.

Tatsächlich dauert es nur einen Moment bis ein Militär Polizei Auto vorfährt. Ich steige ein und   fahre mit den zwei bewaffneten Polizisten  Richtung Touristenpolizei. Weil Weihnachten ist, ist alles geschlossen, auch das Deutsche Konsulat. Ich bitte die Männer mich zu einem größeren Hotel zu bringen, damit ich einen Internetanschluss habe. Glücklicherweise haben mir die Jungen gestern Abend ihr Telefon gegeben, damit ich eine Nachricht schicken konnte, um die Kredit- und Bankkarten  sofort sperren zu lassen.

Ich bin sehr erleichtert, als ich Meikes Mail lese. Sie hat alles sperren lassen, auch die Sim Karte vom Telefon. Meine "Leibgarde" verabschiedet sich und meint, nachher würden mich Kollegen abholen.

Ich bin gerade mit den Mails fertig, als zwei Militär Polizisten ins Hotel kommen. Die können nur zu mir wollen! Da mir alles gestohlen wurde, bietet mir einer der beiden jungen Polizisten an, bei ihm und seiner Familie zu bleiben, bis morgen wieder alles geöffnet ist. Erst lehne ich die Einladung gerührt ab. Ich möchte in das Hostel gehen, in dem ich im letzten Jahr gewesen bin. 

Er lässt sein Handy übersetzen, dass seine Frau Englisch spräche und er mir morgen bei der

Polizei und dem Konsulat behilflich sein würde.

Ich nehme sein Angebot dankend an. Ob ich jemals wieder Gelegenheit haben werde, in einer brasilianischen Familie zu Gast zu sein?

Wir fahren sicher eine halbe Stunde. Manaus hat 2 Millionen Einwohner. Das Stadtgebiet ist riesig. Die Familie wohnt in einem Vorort. Bis wir dort ankommen, weiß ich, dass mein Gastgeber David heißt, seine Frau Debora und die Kinder Laura, Valentina und Katharina.

Die Familie lebt in einer Wohnung im Erdgeschoss. Debora öffnet die Tür und ich fühle mich gut.

Laura hat extra für meinen Empfang ihr schönstes Kleid angezogen. Sie ist vier Jahre alt und sehr überrascht, dass sie mich nicht verstehen kann. Die anderen beiden sind einjährige Zwillinge. Sie haben keine Scheu vor mir und lachen mich an.

David muss wieder arbeiten. Er kommt abends um 19h zurück. Debora spricht tatsächlich mehr Englisch als David. Wir können uns auf jeden Fall verständigen. Wir spielen mit den Kindern, essen und trinken, ich male mit Laura und wir haben einen sehr schönen Tag zusammen.

Sie bestehen darauf, dass ich in ihrem Bett schlafe.

Morgens fährt David mit mir zum Flughafen. Dort kann ich den Verlusst meiner Tasche melden und anschließend zur Federal Polizei gehen, die mir einen Ausdruck meiner Einreise, mit allen erforderlichen Unterschriften geben. Wenn ich in Brasilien bleiben würde, könnte ich mit diesen Unterlagen sogar ein Busticket kaufen! Aber ich will unbedingt meine Reise fortsetzen. Dafür brauche ich einen Ersatzpass.

Der Konsul hat heute noch frei. Aber für morgen verabreden wir uns um 10h in seinem Office.

Bei dem Telefongespräch, das einer der Polizisten für mich vermittelt, erfahre ich schon Allerhand über die Prozedur. Ich muss mit 10 Tagen rechnen, bis der neue Pass aus Rio kommt. Ganz billig wird es auch nicht.

Wir sind erst Mittags wieder bei Davids Familie. Er hat heute Nachtschicht. Trotzdem bringt er mich mit Laura zum Hostel. Ich möchte auf keinen Fall, dass sie wieder auf dem Sofa bzw. mit Laura zusammen schlafen müssen, weil ich in ihrem großen Bett liege. Aber es war sooo schön bei ihnen!

Nach einem sehr herzlichen Abschied von Debora und den Zwillingen fahren wir zum Hostel.

Den Namen habe ich vergessen, aber da es ganz in der Nähe des Theaters ist, kann ich den Weg finden.

 

Es klappt. Das erste was ich höre, ist  " You have been here before!" Wie schön, wenn man erkannt wird. Ich werde doch meine Haarfarbe noch eine Weile lassen. Die ist sehr hilfreich!

David und Laura schauen sich meine Unterkunft sehr genau an und sind zufrieden. Ich begleite sie zum Auto und wir verabreden uns für morgen um 10h. David besteht darauf, dass er mit zum Konsul kommt. Er hat morgen frei.

 

 

Heute ist normaler Arbeitstag, auch für das Deutsche Konsulat. 

Der Konsul, Herr Klenke hat mir gestern gesagt, dass ich Passbilder benötige.

Mit der Wegbeschreibung vom Hostel laufe ich durch viele Straßen, bis ich den richtigen Fotoshop finde. Die Fotografin schaut sich extra die Vorgaben des Konsulats an, damit das Foto alle Vorgaben erfüllt. Weil sie nicht ganz sicher wegen der Größe ist, kaufe ich beide Varianten.

Ich bin pünktlich zurück. David kommt und wir fahren zur Botschaft.

Sie ist untergebracht in einem eleganten Geschäft, das Bräute mit allem ausrüstet, was für eine elegante und teure Hochzeit erforderlich ist. 

Leider sind die Fotos nicht richtig. Wir bekommen einen Musterbogen mit und werden zu einer anderen Niederlassung meines Fotoshops geschickt. Wir laufen los. Es sind nur zehn Minuten pro Strecke.

Wie gut, dass David dabei ist. Er erklärt alles ganz genau.

Mit diesem Set Fotos gehen wir wieder zum Konsul. Ob ihr es glaubt oder nicht, die sind schon wieder falsch! Das Gesicht muss 32 - 36 mm lang sein! Ein Hals darf kaum zu sehen sein. Also, der nächste Versuch! Geht doch. Der Konsul misst noch einmal nach und ist zufrieden. Jetzt habe ich vier Sets mit je 6  mehr oder weniger bescheuerten Fotos!!

Der nächste Aufriss sind die Fingerabdrücke. Ich kann nicht zählen, wie oft ich die Zeigefinger und später den Daumen in ein beleuchtetes Glaskästchen stecken muss, bis endlich der Automat zufrieden ist.

Etwa 600,-Rs wird der neue Pass kosten. Morgen werde ich das Geld mit dem Taxi bringen.

Um 14:30h setzt David mich am Hostel ab. Die Prozedur hat mehr als vier Stunden gedauert. Kein Wunder, dass es 10 Tage dauern wird, bis das vollendete Werk hier in Manaus ankommt. Hopefully!

 

Jetzt habe ich immer noch kein Geld. Heute morgen erfahre ich, dass das Hostel einen Pay Pal Account hat, über das Gäste Geld von ihrem Konto überweisen können. Das klappt leider nicht. Erst als wir den umgekehrten Weg gehen und 2000,-Rs von Meikes Konto, natürlich mit ihrer Genehmigung, holen, klappt der Vorgang. Ich bekomme  einen Vorschuss von 700Rs und kann mir Essen kaufen und den Pass bezahlen.

Nachdem mir jetzt Zentnerlasten irgendwo heruntergefallen sind, gehe ich heute Abend auf den Theaterplatz und trinke einen Caipirinha.

Prost, auf euer Wohl!

Kann es sein, dass ihr Fotos in meinem Blog vermisst?

Morgen werde ich in einem riesigen Einkaufscenter eine neue Camara kaufen. Dann kann ich euch und mir wieder etwas bieten.