Fortsetzung "Ausflüge"

Fast hätte ich etwas sehr Schönes verpasst! In Manaus gibt es ein Museum über die Geschichte der Gummigewinnung. Einer der Gäste im Hostel hat mir den Tipp gegeben. Also, nichts wie hin!

Den ersten Teil der Busstrecke kenne ich. So bin ich zum Strand gefahren. Jetzt geht es ein paar Kilometer weiter bis zu einer Marina.

Es ist warm, also richtiges Seewetter. May, meine Lieblingsangestellte im Hostel, hat mir glücklicherweise den Namen meines Ziels auf Portugiesisch aufgeschrieben. Mit diesem Zettel nehme ich jede Hürde, ob Busfahrer oder Kapitän, jeder achtet darauf, dass ich meinen Ausstieg nicht verpasse.

 

Wir schaukeln mit dem komfortablen 25 Personen Boot aus dem Hafenbecken. Und dann drückt der Kapitän auf die Tube, dass das Wasser nur so spritzt! Ich kann Euch nur sagen, meine Stimmung steigt mit jedem Meter!

Der Rio Negro zeigt sich von seiner schönsten Seite. Wir halten an einem leeren Strand mit weißem Sand, versetzt mit frischem Gras. Einige der Passagiere steigen aus, am zweiten Strand, an dem mehr los zu sein scheint, die anderen Sommerfrischler. Wir rasen weiter, an verschiedenen Anlegeplätzen kleiner Kommunen vorbei, zum Museum.

Der Rio Negro.

Der Anleger mag nicht elegant sein, erfüllt aber seinen Zweck. Der "Matrose" springt von Bord, hält das Boot fet, manchmal auch die Passagiere und rucki zucki wird die Fahrt fortgesetzt.

Gebt ruhig zu, dass ihr mich um diesen Spaß beneidet!

Ich stelle immer wieder fest, dass bei der Wahl, Wasser oder Berge, das Wasser das Rennen machen würde.

Wir kommen an und die letzten Besucher verlassen das Museum über den Steg. Ihr wundert Euch über die hohe Treppe? Der Rio Negro steigt über 12 m.

Aus dieser Perspektive ist der Anstieg des Rio Negro besser zu verstehen.

Von diesem Steg aus wurden bei Hochwasser die Latexballen  verladen.

Auf diesem Wagen sind die Latexballen gestapelt. Wenn ich es richtig verstanden haben, sollen sie 20kg wiegen. Unser Guide hat sie wie einen Gummiball "aufstelzen" lassen. Was heißt wie, es ist ja Gummi, und so springt er auch.

Unser Guide, der uns mit Begeisterung durch die Ansiedlung führt. Die Führung ist auf Portugiesisch, aber er organisiert, dass ich mich neben einen Gast stelle, der ein Handy mit Übersetzungsprogramm hat und zusätzlich ein paar Brocken Englisch spricht.

In diesem Haus befindet sich der Laden, in dem während der Rubber - Boom -Zeit im 19. Jahrhundert die bis zu 3000 Arbeiter ihre Waren kaufen konnten.

Dieses heute noch sehr schöne Haus hat der Baron, der Eigentümer der Ansiedlung, der Herr über seine wie Sklaven gehaltenen Arbeiter mit seiner Tochter und wechselnden Freundinnen bewohnt. Ja, er hatte auch ein Haus in Manaus. Er ist Rubber - Baron! Die sind bis kurz vor Beginn des 1. Weltkriegs unglaublich reich.

In dieser kleinen Kirche hat die Tochter für den Vater gebetet, erzählt der Guide.

Den größten Reiz hatte das Bad. Die Frauen ließen zum Waschen des Gesichts Wasser aus Frankreich kommen. Das klare Quellwasser, das in ein paar Metern Entfernung geschöpft werden konnte, war bei weitem nicht gut genug! Merkwürdige Auswüchse in Bezug auf Körperpflege gab es schon immer. 

 Mit großem Interesse verfolgen wir, wie der Guide den Baum anzapft, einen Bescher befestigt, in den das Latex laufen kann.

Ich habe in meiner Hosentasche ein Stück Gummiband. Für eine Unterhose würde es reichen. Ich weiß nur nicht, ob das mit der Klebrigkeit so angenehm wäre!!

Ich war immer schon froh, ein Kind unserer Zeit zu sein! Die Dreherei des rohen Gummis über dem Feuer, unter ständigem Begießen mit flüssigem Latex, wäre nicht nach meinem Geschmack gewesen! Offensichtlich war die Arbeit und die Quälerei drum herum auch nicht der Fall der Arbeiter. Wer fliehen wollte, wurde - wenn ich es richtig verstanden habe - mit dem Tod bestraft.

Zum Abschluss der Führung gibt es ein überhaupt nicht gestelltes Gruppenbild. Links von mir steht mein Unterstützer. Herzlichen Dank noch einmal.

Weil wir in Amazonien sind, kommt jetzt der tägliche Regenguss.

Ich habe mich schnell daran gewöhnt, nur mit Badeschlappen unterwegs zu sein. Manchmal ist es gefährlich, aber immer noch besser als Sandalen anzuziehen oder Schuhe!

So schnell wie der Regen kommt, ist er auch vorbei. In kurzer Zeit ist alles trocken.

Wir unterhalten uns bis das Boot kommt, das uns wieder nach Manaus zurück bringt.