Nach dem erfolgreichen Geldumtausch und der Bezahlung der Hotelrechnung, lasse ich mich mit dem Taxi in ein anderes Hotel bringen. Bezeichnender Weise heißt es "Hotel Ville Blanca". Es gefällt mir ausnehmend gut und hat zwei große Vorteile: es kostet 45.000,- und es liegt einen Katzensprung vom historischen Stadtkern entfernt.
Über diese historische Brücke kommt man in die weiße Stadt.
Ich habe das Foto vom Balkon eines Museums gemacht. Die meisten Museen sind in Kolonialbauten untergebracht. Sie sind entweder Stiftungen bekannter Familien, die in den Häusern lange Zeit gelebt haben, oder werden von öffentlichen Geldern mitfinanziert. In allen, die ich mir angeschaut habe, sind noch weitere Nutzer vorhanden, zum Beispiel die Universität. An den Toren stehen freundliche Wächter, die beim Einlass behilflich sind.
Im Augenblick kann der Regenschirm noch als Sonnenschutz eingesetzt werden, aber ein paar Stündchen später wird er seiner eigentlichen Nutzung entsprechend aufgespannt: Es schüttet.
Mich zieht es in den quadratischen Park. Das Licht, das die weißgetünchten Häuser reflektieren, ist mir zu grell. Die Steinmäuerchen haben die richtige Höhe um sich darauf auszuruhen. Aber natürlich gibt es auch jede Menge echte Bänke!
Die Kathedrale mußte nach dem Erdbeben komplett neu aufgebaut werden.
Ich habe genügend historische Städte angeschaut bei denen ich den Verdacht hatte, dass sie nur dem Tourismus dienen. Das ist in Popayan nicht der Fall. Es ist eine Universitätsstadt mit unterschiedlichen Studienangeboten und sehr vielen Studenten. Hier leben Menschen, gehen arbeiten, einkaufen, in Cafes, halten Schwätzchen auf den engen Gehwegen.
Die Verkehrsdichte ist groß. Motorräder und kleine gelbe Taxen sorgen für längere Wartezeiten an den Kreuzungen. Die Passanten nehmen es gelassen. Sobald eine Lücke zwischen den Fahrzeugen entsteht, sprinten sie los. Ich auch. Fahrräder habe ich bis jetzt keine im Verkehr gesehen, außer den zu vermietenden, die in wunderbaren Plastikgaragen zum Aufklappen untergebracht sind. In ihren Körben liegen sogar Helme. Aber vielleicht ist das so üblich, ich habe es nur noch nicht gesehen.
Dieser Innenhof befindet sich im Museo Guillermo Valencia. Das Anwesen gehörte dem Poeten, der später ein bekannter Poliker wird, der zweimal erfolglos für die Präsidentschaft kandidiert hat. Was ihm nicht vergönnt war, schafft später sein Sohn. Ich sehe mir zwar alles an, bin aber am meisten an der Architektur der kolonialen Gebäude interessiert.
In diesem Gebäude ist die städtische Verwaltung untergebracht. Ich darf mir den Innenhof ansehen, werde genauso gründlich untersucht - nach was auch immer, wie alle anderen Besucher.
Dass die Stadt einmal wohlhabend war, zeigen ihre prächtigen Kolonialbauten. Nachdem sie 1537 gegründet wurde, erlebte sie im 17. und 18. Jahrhundert ihren wirtschaftlichen Höhepunkt.
Ich hätte mich noch länger umschauen können, aber meine Zeit wird knapp. Heute Abend reise ich weiter nach Medellin. Es gibt leider keinen Bus, der tagsüber fährt.