La Reforma

Hättest du gedacht, dass es sich bei der Überschrift um einen Straßennamen handelt?

Offiziell ist ihr Name "Paseo de la Reforma".

 

Ihre Geschichte beginnt 1860. Damals wird ihr Verlauf quer durch die Stadt entworfen.

1864 beginnt die kurze Regierungszeit des Kaisers Maximilian, der, wer kann es ihm verdenken, als gekröntes Haupt für seine Kutschen und Pferde eine standesgemäße Verbindung zwischen seinem Wohnsitz und seinem Regierungssitz beansprucht. Also wird die neue Straße sehr breit konzipiert. Sie erhält den Namen "Promenade der Kaiserin". Nachdem Maximilian nicht nur in Ungnade gefallen, sondern auch sein Leben beendet wird, kommt es zur Änderung  des Straßennamens, übersetzt heißt sie jetzt "Straße der Reform".

Heute kennen die Mexicaner ihre geliebte Prachtstraße unter der Bezeichnung  La Reforma. Hier wird gefeiert und protestiert.

Ich habe schon bei meiner ersten Bekanntschaft über die Breite, die vielen Fahrbahnen, die Rad- und Fußgängerwege gestaunt, nicht zu vergessen, den Schmuck, sowohl an Grün als auch an Kunst. Einiges kann ich hier zeigen, aber es ist noch viel mehr zu entdecken.

 

Das erste große Kunstwerk steht in der Nähe des Lotteriegebäudes. Es ist ein Pferd in Gelb.

Ich habe das Pferd etwas gelber in Erinnerung, aber du hast ja Fantasie.

Jetzt, wo du es weißt, erkennst du sicher sofort, dass es sich um ein Pferd handelt!?

 

Das wohl berühmteste Wahrzeichen der Stadt ist El Angel, der Engel. Nicht von ungefähr hat er mich an unsere Berliner Siegessäule mit der Gold - Else erinnert.

 

El Angel kann staunen über den Verkehr, der Tag und Nacht um seinen großen Kreisel braust.

Ich habe eine Weile auf einer Bank gesessen und  das Verhalten der Bus-, Auto-, Motorrad-, und Fahrradfahrer  beobachtet. Ich vermute, dass der Platz verkehrstechnisch als Kreuzung betrachtet wird. Und so fahren sie auch. Manche Autos müssen ein paar Meter zurücksetzen, damit andere sie nicht rammen. Hoch interessant und ungewöhnlich - jedenfalls für mich als Laiin.

Mein Favorit ist hier zu sehen: Eine Palme, eine Königspalme, schlank und hoch gewachsen und gut gepflegt. Ein Schmuck des großen Beetes.

Auch an den Kreuzungen wird das Thema Palme aufgegriffen. Hier sind sie viel kleiner. Ich schaue eine Weile zu wie zwei Männer dafür sorgen, dass der Baum seine ganze Pracht zeigen kann. Dafür müssen die vertrockneten Palmwedel entfernt werden.

Ganz fertig ist der im Baum arbeitende Kollege noch nicht! Und arbeitslos wird er in der nächsten Zeit auch nicht werden. Hier stehen viele Palmen, die gepflegt werden müssen.

Diesen Platz ziert ein riesiger Brunnen mit einer Diana. Das passt sehr gut, denn wir nähern uns Chaphultepec, übersetzt Grashüpferhügel, in dem sich Maximilians Schloss befindet. Heute sind in dem Park etliche große Museen zu finden. Zwei habe ich mir angeschaut; das Museo Anthropologia und das Museo des Artes.

Auf dem Weg zum Museum treffe ich auf dieses Camp, aufgebaut mitten auf dem Gehweg. Ich betrachte die Fotos. Alles junge Männer. Ich versuche an Hand der beschriebenen Poster, meines spärlichen Spanisch und meiner Fantasie etwas zusammenzureimen. Hier sind 43 Männer verschwunden.

 

Da naht Hilfe. Jemand kommt ans offene Tor des Camps, um es zu schließen. Wir begrüßen uns und ich kann meine Vermutung äußern und Fragen stellen. Meine neue Bekanntschaft kommt aus Irland. Er ist fast ein Jahr unterwegs, davon etliche Monate in Cuba. Jetzt unterstützt er hier im Camp die Eltern der jungen Studenten, die vor ein paar Jahren spurlos mit zwei Bussen verschwunden sind.

Was für eine grauenhafte Vorstellung! Dein Sohn geht morgens aus dem Haus und du siehst ihn nie wieder. Die Erklärungen, die du von der Polizei bekommst, kannst du nicht glauben. Du hoffst etwas heraus zu finden, wenn du dich mit den anderen Eltern zusammenschließt. Viele freiwillige Unterstützer finden sich, besonders zu Anfang.

Dieses Camp, mitten auf der Prachtstraße, ist wie ein Stachel. Es ist etwas, das bei jedem Vorbeigehen an etwas Unglaubliches erinnert. Zwei Busse mit zusammen 43 Studenten sind von jetzt auf gleich einfach weg.

Mein neuer Freund lädt mich zu einem Kaffee im Camp ein und wir unterhalten uns über Gott und die Welt. Er ist derjenige, der mich auf das anthropologische Museum aufmerksam macht. Das muß ich mir anschauen. Es sei eines der drei Besten der Welt. Für solche Tipps bin ich immer empfänglich. Also nichts wie hin.

Mein Musiker muss jetzt Englisch Unterricht erteilen, sonst wäre er mitgekommen. Und ich soll bitte wieder reinschauen.