Mit Shorts und T-Shirt bekleidet steige ich aus dem Jeep. Ich bin enttäuscht. So habe ich mir Darjeeling, den Traumort vergangener Zeiten, als englische Offiziere sich von dem Ort klimatische Erleichterung erhofften, nicht vorgestellt! Es ist alles viel zu voll, viel zu grau und viel zu kalt!
Ein freundlicher Einheimischer hilft uns weiter. Er kennt ein gutes Hotel ganz in der Nähe, es sei auch nicht teuer.
Nach längeren Verhandlungen einigen wir uns mit dem Hotelier, und ich falle auf das Bett. Ich will mich ausruhen und vor allen Dingen heiß duschen. Leider kommt kein warmer Tropfen aus der Leitung. Der herbeigerufene Chef ist ebenfalls erfolglos, und so wird nach dem Haustechniker gerufen. Er probiert und probiert, bis er stolz an meinem Bett verkündet, dass er den Fehler gefunden habe. Er geht nur schnell in die Stadt und kauft die passende Schraube und schon kann ich duschen.
Ja, ich habe irgendwann tatsächlich geduscht und mich wesentlich besser gefühlt. Auch meine Empörung über den Ort hat sich verzogen. In jeder Jahreszeit, außer im Winter, muss es hier wunderschön sein. Wir haben das Pech, dass es Anfang Dezember immer kalt und die Sicht extrem schlecht ist.
Alles hat hier mit der Eisenbahn begonnen. Ehe sie 1881 fertiggestellt wird, brauchen Reisende 5 - 6 Tage von Kalkutta bis Darjeeling. An kommenden Fremdenverkehr hat damals niemand gedacht, wohl aber an den schnellen Transport des Tees, mit dessen Anbau die Engländer schon vor Jahrzehnten auf der Hill Station begonnen haben.
Wir wollen uns auf jeden Fall eine Teeplantage anschauen. Ein Taxi bringt uns hin und wartet, bis wir alles angeschaut haben.
Na ja. Alles ist schnell gesehen. Die Ernte und Weiterverarbeitung zu echtem Darjeeling ist seit Ende Oktober eingestellt. Aber wir sind eingeladen, einen Spaziergang durch den Teegarten zu machen.
Die nachwachsenden neuen Triebe werden gepflückt, sodass der ganze Garten wie frisch geschnitten aussieht. Welche Arbeit!
So sehen Teeblüten aus. Im April wird mit der neuen Ernte begonnen. Dann kann der wertvollste Tee, First Flash, gepflückt werden.
An dem Hang wird in einem Baumwollfeld gearbeitet.
Blick über einen Teil des Teegartens der Happy Valley Tea Plantation. Es muss sehr mühevoll sein, auf dem hügeligen Gelände zu arbeiten!
Nach dem Kauf eines Kästchens Tee für Meike, bringt uns der Taxifahrer, der während der Wartezeit sein Auto pflegt, wieder in die Stadt.
Schon am ersten Tag nach der Ankunft sind wir mühsam einen gewundenen Pfad nach oben gestiegen. Uns begleitet der schon vertraute Anblick von Bettlern. Oben angekommen, werden die Schuhe in ein Regal gestellt, ehe die betenden Menschen noch weiter aufwärts pilgern. Für uns ist der Pilgerpfad hier beendet. Mir ist zu kalt, um ohne Schuhe weiter zu steigen!
Wir sehen die vielen bunten Fähnchen auch von unten.
Von einer Bank aus können wir die Pilger beobachten. Einige steigen eine steile Treppe hinab. Wenn sie wieder nach oben kommen, läuten sie eine Glocke, die an einem Torbogen hängt.
Eine der Glocken läutet Jeff, ehe wir unseren Rückweg antreten. Wir waren dem Heiligtum der Pilger nicht ganz nah, aber nah genug, um uns sehr zufrieden zu fühlen.
Darjeeling liegt über 2000 m hoch. Die Häuser scheinen mehr oder weniger an die Berge geklebt zu sein. Angeblich leben etwa 28.000 Menschen hier. Es müssen mehr sein. 28.000 treffe ich täglich auf den Straßen und dem Markt. Entweder fahren sie in großen Jeeps, oder sie palavern vor großen Jeeps, oder sie laufen auf den Gassen auf und ab, eingehüllt in warme Tücher oder westliche Winterkleidung, inklusive Mützen.
Die Abende verbringen wir im Shangri - La, einem netten Hotel. Die Zimmer sind uns zu teuer, aber das Restaurant ist das Richtige für uns. Ab 17h ist hier Happy Hour und jedes Getränk ist um 35% reduziert.
Wenn wir ganz großes Glück haben, erwischen wir den Tisch vor dem Feuer, das jeden Abend um 18h entzündet wird. Dann genießen wir unseren Abend mit heißem Grog und Skip Bo umso mehr.
Alle Ober sind zuvorkommend und freundlich. Am 4. Tag gehören wir schon fast zur Ausstattung des Restaurants. Sie freuen sich mit mir wenn ich gewinne - wahrscheinlich, weil das nicht ganz dezent geschieht! Darum sind wir sehr überrascht, als einer der Ober an unseren Tisch tritt, um mitzuteilen, dass das Management nicht möchte, dass hier gespielt wird. Wie wir reagieren? Wir bedanken uns und spielen weiter. Morgen ist unsere Zeit hier um und wir werden weiter reisen.
Die Gedenktafel ist entstanden für den indischen Partner Hillarys, Tenzing Norgay. Alle sind zu recht stolz auf seine Leistung. Im Mai 1953 haben Hillary und Norgay als erste den Mount Everest bezwungen.
Wir wollen wenigstens einen kleinen Teil der Himalaien Eisenbahnstrecke befahren. Unsere nächste Bahnfahrt nach Varanasi muss gebucht werden, so organisieren wir alles an einem Tag. Die Bahnfahrt nach Varanasi ist ausgebucht, so dass wir die Reise verschieben müssen. Dummerweise gibt es für die nächsten 14 Tage nur 1. Klasse Tickets oder Sitze. Wir entscheiden uns für die komfortablere Variante.
Mit dem Toy Train fahren wir bis Ghum, der höchsten Station einer Bergbahn weltweit. Die Gleise sind sehr schmal, die Lok dementsprechend klein und wendig. So konnten die damalien Erbauer der Eisenbahn den Bau von Tunneln und Brücken umgehen.
Die neue Strecke wird in kurzer Zeit realisiert. Die Bahn ist der ganze Stolz der Gegend. Seit Jahren gehört sie zum Weltkulturerbe.
Der Toy Train, wie er liebevoll genannt wird, fährt sie so dicht an Wohn- und Geschäftshäusern vorbei, dass man aus dem Fenster langend einkaufen könnte.
Auf dem Rückweg, auf dem es nur noch bergab geht, sitzt ein Mann an der Bremse. Er dreht unermüdlich an einem Bremsrad direkt vor mir, damit es den Zug nicht bei zu hoher Geschwindigkeit aus den Gleisen haut.
Wir dürfen zweimal aussteigen. In Ghum haben wir 25 Minuten Aufenthalt und können uns in einem kleinen Eisenbahnmuseum umsehen. Es gibt etliche Fotos der Zeit, in der die Bahn gebaut wurde. Das interessiert mich sehr und die Zeit vergeht wie im Flug.
Auf dem Weg zum Hotel laufen wir duch den Markt. Welche Angebote! Ich liebe Märkte mit ungewöhnlichen Angeboten wie Obst, das ich noch nie gesehen habe oder Gewürzen, die ich nur in kleinen Gebinden kenne!
Dieses Foto zeigt endlich - nach vier Tagen ohne Sicht - den Himalaja. Der höchste Berg ist Khangchendzonga. Er ist über 8000m hoch und weltweit der Dritthöchste.
Ich bin sehr beeindruckt von der Schönheit dieser Gebirgskette und fotografiere so lange die Batterie mitspielt.
Jeff und ich haben hier 6 mal in zwei unterschiedlichen Hotels geschlafen. Wir sind am Tag ständig unterwegs, um die Abende im Shangri - La zu genießen. Wi Fi ist möglich, aber sehr schwach. Darum dauert es Tage, bis ich diesen Artikel senden kann.