Weihnachten in warmen Gefilden zu verbringen, ist nichts Neues für mich. Mein Körper und ich mögen Wärme!
In den Jahren, in denen ich alleine gereist bin, hat das Weihnachtsfest keine Rolle gespielt. Ich habe immer meine Familie vermisst, aber es genossen weder dem Weihnachtstrubel ausgesetzt zu sein, noch mich an der Jagd nach Geschenken zu beteiligen. Kein Gänsebraten stand auf meinem Programm, das einzige worauf ich achten mußte war, vor Geschäftsschluss etwas Essbares zu ergattern. Das hat leider nicht immer geklappt.
Dieses Jahr ist alles anders. Jeff und ich bewohnen eine kleine Hütte und haben 150m entfernt zwei Freunde. Da bietet es sich an, das Fest zusammen zu feiern.
Am "Heiligen Vormittag" sind Inge und Karl bei uns. Ich koche - Ruth und Karin, ihr lest richtig - eine rote Linsensuppe. Die ist schnell zubereitet und, außer exotisch, auch sehr lecker.
Die Gäste sind da!
Nicht nur der Wein sorgt für entspannte Stimmung!
Zum Nachtisch gibt es Muzen.
Muzen waren immer Gertas Beitrag zum Karneval. Sabine hat, nach dem Rezept ihrer Großmutter, jedes Jahr am "Heiligen Mittag", Familie und Freunde mit köstlichen Muzen beglückt.
Diese Tradition setze ich jetzt in der Algarve fort und rufe damit große Freude bei meinen Mitessern hervor. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich das Rezept etwas abwandele: Statt Magerquark verwende ich den fetten Griechischen Joghurt. Kann man machen, sie schmecken gut, werden nur ein wenig schrumpelig, nachdem sie das Fettbad verlassen.
Für den Abend bereiten wir Kartoffelsalat vor. Die großen Wurstdosen und den Tannenbaum haben Inge und Karl schon im Auto mitgenommen.
Ehe wir zu unseren Freunden gehen, sind wir bei den Nachbarn zu einem Glühwein eingeladen. Dazu gibt es Maronen. Wir können nicht lange bleiben, haben aber bei der internationalen Zusammenkunft viel Spaß: Zwei Nachbarn kommen aus den Niederlanden und unsere Gastgeber sind Franzosen, die - Gott sei Dank - Deutsch sprechen.
Das Highlight unserer abendlichen Weihnachtsfeier, ist Karls "Stille Nacht, heilige Nacht ..", das er uns auf seiner extra angeschafften Ukulele zu Gehör bringt. Seine musikalische Karriere hat er mit dem Forellen Quintett begonnen, das er schon nach ein paar Tagen wunderbar zupfen kann. Wir erkennen es sofort und bitten fortan allabendlich um eine Wiederholung. " Spiel doch noch einmal das Fischlied!"
Das nächste Highlight des abends ist der phantastische Kartoffelsalat! Kein Wunder bei dem emsigen Peller!! Dazu gibt es die dicksten und längsten Würste, die ich je gekauft habe. Die Bezeichnung Würstchen wäre eine grobe Beleidigung!
Inge und Karl haben schon alles in ihrer warmen Hütte vorbereitet. Wir beiden Frauen dekorieren uns noch zur Feier des Tages mit einem prächtigen Silberstern im Haar und dann kann es auch schon mit dem Mahl losgehen.
Natürlich spielen wir später Karten, aber erst schauen wir "Dinner for one" an. Wir hatten Jeff von der deutschen Tradition berichtet, Silvester den alten englischen Schinken anzusehen und sich dabei köstlich zu amüsieren. Jeff hat nur überrascht den Kopf geschüttelt. Von dem Film hat er noch nie etwas gehört. Ab jetzt, dafür gehe ich jede Wette ein, wird er an jedem Silvester zum Deutschen werden!