Die versprochene letzte Bratwurst vor Amerika

 

Nicht jedes Versprechen kann in Erfüllung gehen.

Aber ich fange am besten am Anfang an: Wir erfahren gestern durch Zufall, dass auch der Algarve ein Lockdown droht,  der  wahrscheinlich schon übermorgen beginnen wird. 

Den letzten Tag in Freiheit wollen wir ausnutzen. Aber wohin? Sabine hat mich bereits zweimal gefragt, ob wir schon am Leuchtturm vom Cabo de Sao Vicente gewesen seien.  Noch nicht, aber er steht auf unserer Wunschliste. 

 

Damit  ist das Ziel des Ausflugs gefunden: Sagres mit der Fortaleza, Cabo de Sao Vicente, ein wunderbarer Strand an Portugals Westküste und  ein Abstecher zu einem Spa in der Nähe von Monchique. Wer weiß, wann der Lockdown wieder aufgehoben wird. Darauf wollen wir nicht warten. Und das Wetter? Es hätte nicht besser sein können. Der Himmel ist strahlendblau und die Sonne scheint.

 

Auf die Befestigungsanlagen, die Heinrich der Seefahrer in Sagres hat bauen lassen, bin ich besonders neugierig. Ganz viel ist nicht mehr übrig, aber was ich sehe, ist beeindruckend.

 

 

Vor uns liegt die Befestigungsanlage. Das Tor in der Mitte ist der einzige Zugang. Das Besondere am Fortaleza ist,, dass nicht mehr als die hier zu sehenden  Bollwerke vorhanden sind. Die anderen beiden Schenkel eines gedachten Dreiecks bestehen aus steil abfallenden Klippen, die weit in den Atlantik reichen.  Wer konnte die schon bezwingen!

 

 

Nein Freunde,  die Rampe ist nicht für Rollies gedacht, sondern war eher eine  Erleichterung  für den  Transports von Kanonen und ähnlichem kriegerischen Gerät .

 

 

Jeff, als alter Soldat, übernimmt hier kurzfristig den Ausguck. Aber mit dem alten Geraffel hätte er heute Heinrichs Anlagen nicht mehr verteidigen können!

 

 

Ein Blick auf die andere Seite der Befestigungsanlage.  Von hier ist einer der bei Surfern beliebten Strände zu sehen.

 

 

Ganz schmal sind die Klippen von Cabo de Sao Vicente zu erkennen. Und wer Adleraugen hat, oder das Foto vergrößert, sieht an der Spitze die Festung mit dem Leuchtturm.

 

 

Wir beginnen unseren Rundgang an Heinrichs Kapelle. Es ist nicht mehr die gleiche wie vor etwa 500 Jahren, aber deren Nachfolgerin.

 

 

Der in der Ferne sichtbare Leuchtturm befindet sich  am Ende der felsigen Landzunge. Es dauert eine Stunde, um sie zu umwandern. Der Wind ist rau, und der Rückweg gegen den Wind unangenehm. Aber nur mir, mein Begleiter liebt Wind um die Nase.

 

Überall am gut ausgebauten Weg sind Tafeln angebracht, um auf einheimische Pflanzen oder Vögel hinzuweisen.

 

 

Ich kann mich nie sattsehen an den Felsformationen und dem Meer

 

 

Wo auch immer Gefahr drohen könnte, kommen Zäune zum Einsatz!

 

Und was soll das sein? Kunst? Ein Labyrinth?

Eines ist sicher,  zahlreiche Besucher haben eine Nutzung entdeckt: als  helle Leinwand, auf der jeder der mag, seinen Namen verewigen kann.  Kratztechnik ist besonders beliebt. Ist das jetzt Kunst? Auf jeden Fall ist es teuer.

 

 

 In der Ferne ist die  kleine Stadt Sagres zu sehen. Bei Surfern ist sie besonders beliebt. Die Strände in dieser rauen Ecke werden sogar im Winter von erfahrenen Surfern  aufgesucht.

 

Ich bin mehr an der Geschichte Heinrich des Seefahrers und seiner Kunst des Navigierens interessiert.

Durch ihn hat vieles begonnen,  Inseln wurden entdeckt und besetzt, neue Seewege gefunden, unbekanntes Land vereinnahmt, Schätze in das Heimatland transportiert und Handel getrieben. All das und vieles mehr hat dazu beigetragen, dass Portugal zu den reichsten Ländern dieser Erde gehörte. Vorübergehend.

 

Inge und Karl warten auf uns an der gleichen Stelle, an der wir ausgestiegen sind, eigentlich direkt vor dem Eingang. Zwei Autos, außer unserem, stehen hier. Der große Parkplatz in der Nähe ist beinahe leer.

 

Jetzt geht es zum nächsten Cap, dem mit Sabines Leuchtturm, der ihr vor etlichen Jahren so gefallen hat.

 

Die Fahrt dorthin ist nicht weit. Das Land ist flach, ohne Bäume.

Inge erzählt, dass hier immer viele Buden stehen mit regionalen Produkten aller Art, angefangen bei selbst gestrickten Pullovern, gestickten Handarbeiten bis zu diversen Staubfängern. Die Touristen und ihre Angehörigen sollen ihren herrlichen Urlaub nicht vergessen! Außerdem gibt es im Kiosk die letzte Bratwurst vor Amerika. Da bin ich ja gespannt und schon ein wenig hungrig!

 

 

Es sieht richtig einladend aus!

 

Leider ist das nur der Schein, der trügerische. Das Foto habe ich durch das verschlossene Tor aufgenommen. Die Eisenstäbe waren weit genug von einander entfernt.

In Corona Zeiten ist alles anders. Der große Parkplatz ist leer, auch das Fehlen der Andenkenbuden hat mich weniger gestört, aber der Kiosk ist geschlossen! Also, keine letzte Wurst vor Amerika. Naja, wir wollen ja auch gar nicht nach Amerika!!

 

 

Statt der letzten Wurst zeige ich euch den Felsen des Cabo de Sao Vicente, auf dem in einiger Entfernung und weiter links, der rot - weiße Leuchtturm steht. Hier ist nun der südwestlichste Punkt Europas, von dem die Menschheit noch im 14. Jahrhundert annahm, dass gleich dahinter das Ende der Welt liegt. Die Klippen sind 70 m hoch und den Leuchtturm kann man noch in 45 km Entfernung sehen. Er wird im Laufe seiner Existenz schon manchem Seefahrer das Leben gerettet haben. Der Atlantik wirft sine Wellen unermüdlich an die Felsen. Ich bin hier in Sicherheit,  liebe die Gewalt des Meeres und kann mich nicht sattsehen.

 

Weil es Mittagszeit ist und wir sowieso zurück nach Sagres fahren müssen, suchen wir uns ein kleines Restaurant, in dem wir gemütlich in der Sonne sitzend, ein paar Vorspeisen genießen. Den Mittagsschlaf planen wir für den Strand ein. Später.

 

 

Inges und Karls Lieblingsstrand hat sich zu einem Surfer - Paradies gemausert. Ich weiß, soviele sind auf dem Foto nicht zu entdecken, aber es waren viele!

Leider brauchen Surfer für ihre Leidenschaft Wind, den wir Alten gar nicht brauchen können. Es wird jetzt kalt und ungemütlich und ich mag auf gar keinen Fall hier im Sand liegen.

 

Wir bleiben nicht lange. Die Weiterfahrt, direkt am Meer entlang, entschädigt für die Enttäuschung. Jeff und ich steigen dauernd aus, um die Schönheit der Klippen in den verschiedensten Farben zu genießen. Und das Meer!

 

 

Hier befinde ich mich auf verbotenem Gebiet: Hinter der Absperrung.

Von unserem letzten Ziel, einem kleinen Badeort, der zu Monchique gehört, kann ich leider kein Foto zeigen. Meine Kamara hat die Arbeit verweigert. Die Besitzerin hatte die Batterie nicht richtig geladen.

 

Wir steigen mit Karl viele Stufen in einem Park hoch, begleitet von einem ebenfalls stufigen Wasserlauf. Es ist windstill, die Sonne scheint und wir genießen die Schönheit  dieses fast verwunschenen Gartens.

 

Einen letzten Stop gibt es auf der Heimfahrt an einer Stelle, wo zwei Flüsse zusammen fließen.  Inge und Karl sind in vergangenen Jahren oft hier gewandert, und wollen uns daran teil haben lassen. Es ist schön, wenn man von Erfahrungen seiner Freunde profitieren kann, und wir bedanken uns herzlich bei ihnen für den wunderbaren Ausflug.