Aber erst gibt es ein Frühstück, und was für eins! In der 5. Etage, bei dezenter Musik, ruhig dahinschreitenden Gästen, die sich in den verschiedenen Abteilungen des Buffets bedienen, finde ich einen kleinen Tisch am Fenster. Bei Tag ist der Ausblick auf Marina, Fluss und Altstadt ebenso einladend wie bei Nacht. Ich bin schon sehr gespannt, auf das, was ich gleich sehen werde, aber erst werde ich mich über die angebotenen Köstlichkeiten hermachen - ich habe noch nie eine Frühstücksbegleitung durch einen Gitarristen und eine singende Bassistin erlebt. Und nein, ich habe nicht im Takt gekaut.
Die Altstadt ist nur einen Steinwurf entfernt.
Es nennt sich sich schlicht "Arco da Vila", Stadttor, ist aber ein ganzer Gebäudekomplex und ähnelt mit seinem Glockenturm und spitzen Türmchen mehr einer Kirche. Die Mauren haben es erbaut, die Christen nach einem Erdbeben wieder aufgebaut aber die Störche verpassen dem Gebäude das gewisse Etwas! Drei riesige Nester, mit den sich stolz präsentierenden Störchen, werden von allen Seiten fotografiert.
Die Kathedrale ist mein nächstes Ziel. Sie ist Museum, zumindest außerhalb der Gottesdienste. Ich sehe mir jeden Winkel an, genieße den Ausblick vom Turm über die Dächer der Stadt, den kleinen Hafen und den außergewöhnlichen Naturpark Ria Formosa.
Rund um den Platz vor der Kathedrale stehen Orangenbäume. Sie sind immer wieder etwas besonderes für mich. Ihre prallen, orange leuchtenden Früchte ebenso wie die zarten weißen Blüten mit dem betörenden Duft. Diese Bäume hier tragen bittere Orangen, genannt Pomeranzen. Sie gehören zu den Pflanzen, die die Mauren eingeführt haben. Ich lese im Führer, dass wir unsere schmackhaften süßen Orangen, den Chinesen zu verdanken haben. Aber erst seit dem 18. Jahrhundert.
Ich schlendere durch viele Gassen und Gäßchen, die irgendwann an der Befestigungsmauer der historischen Altstadt enden.
Das Highlight des Tages ist der Auftritt eines Gitarristen, der uns fünf Zuhörern in dem alten Gemäuer des Stadttors, die Geheimnisse der Portugiesischen Gitarren und des Fado näherbringt. Wußtest du, dass nach dem Fado nicht geklatscht wird, sondern nur putzige Geräusche ausgestoßen werden wie räuspern und hüsteln? Das kann ich auch und erfreue den Künstler nach seinem nächsten Einsatz auf die gewünschte Weise!
Zu Mittag gibt es den Rest meiner Brezel vom Frankfurter Flughafen. Ich entdecke ihn glücklicherweise in den Tiefen meines Rucksacks. Hunger überkommt mich anfallsmäßig und sollte umghend gestillt werden, sonst.....
Nachmittags stoße ich auf ein Fischgeschäft der besonderen Art. Sardinendosen ohne Ende! Die Firma ist 1942 gegründet worden. Da bietet sich an, von jedem Jahr eine Dose mit aufgedruckter Jahreszahl zu fabrizieren. Die Touristen wird es freuen! Sofort mache ich mich auf die Suche nach Jahrgang 1951. Jeff hat am 10. Geburtstag. Er hat sich nichts gewünscht - nicht einmal Weltfrieden - und da bietet sich so eine witzige Dose für ein fast üppiges Geburtstagsfrühstück an. Er liebt Fisch!
Jetzt brauche ich nur noch ein Geschäft, das ein Foto von uns beiden vom Telefon auf Papier bannt. Etliche Passanten sind mir behilflich. So lerne ich die Stadt kennen! Rahmen, Foto und Fischdose verschwinden, gut gesichert durch eine feste Geburtstagskarte, in einem Umschlag, den das Hotel sponsort.
Und weil der Tag so schön ist, schließe ich ihn ab mit Pizza und Wein.
Und ich habe mich nicht in ein frisches Bett gelegt - obwohl die Auswahl groß ist!